Andrea Tippel

Telefonzeichnungen

Die Festnetztelefonzeichnungen stellen die umfangreichste Werkgruppe dar:

Mit den „Festnetztelefonierbüchern“ sind ab 1989 über einen Zeitraum von zwei Dekaden rund 2.000 DIN A 4 Einzelzeichnungen während des Telefonierens mit Freunden und Bekannten entstanden. Sie sind rückseitig jeweils mit dem Namen der angerufenen Person und dem Tagesdatum versehen. Die Zeichnungen sind jedoch weder Portraits der gesprochenen Personen noch der Gespräche. Vielmehr lassen sie sich als Seismographien einer schaffenden Hand betrachten, wie diese etwas tut, während sich die Zeichnerin zeitgleich auf das Sprechen mit einem visuell unsichtbaren Gegenüber konzentriert. Andrea Tippel hat in ihrer Arbeit immer wieder die Frage aufgeworfen, wer oder was eigentlich den Stift führt. Die Zeichnungen vergegenwärtigen zudem die unterschiedliche Zeitlichkeit des Miteinander Sprechens selbst, indem sie mal komplex und dicht, mal flüchtig hingeworfen sind.

Der „Festnetztelefoniersessellappen“ (1992/93), entstanden in der ersten Phase der Telefonzeichnungen, ist ebenfalls zeichnerisches Ergebnis einer schaffenden Hand. Im Vergleich zu den Einzelzeichnungen lässt der zeichnerische Strom, der zwischen geometrisch-abstrakten und floral-organischen Sequenzen fließt, keine Rückschlüsse auf die einzelnen Telefonate zu.